#BIM-Stories
Nancy Knott, Michels Architekturbüro: „Einfach mit kleinen Schritten anfangen.“
BIMSWARM ist nicht nur eine IT-Plattform, sondern auch eine Community aus Fachexperten und BIM-Nutzern, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen Marktteilnehmern teilen. Die praktischen Erkenntnisse beim Einsatz von BIM können uns helfen, die Unternehmen und Kollegen abzuholen, die vielleicht noch nicht ganz überzeugt sind, warum und wie sie sich mit BIM und der Digitalen Transformation befassen sollen.

Die erste BIM-Story führt uns nach Berlin, wo wir Nancy Knott, Digitale Prozesse, Michels Architekturbüro GmbH, getroffen haben und ihr einige Fragen, die BIMSWARM-Nutzer interessieren, stellen durften.
Nancy Knott
Bildquelle: Michels Architekturbüro GmbH / Luca Abbiento
BIMSWARM: Beschreiben Sie kurz Ihr Architekturbüro: seit wann sind Sie auf dem Markt, wie viele Mitarbeiter haben Sie, was sind Ihre Arbeitsschwerpunkte und/oder besondere Expertise?
NK: Michels Architekturbüro gibt es seit 2002. Wir haben zwei Standorte, Köln und Berlin, und beschäftigen mittlerweile etwa 85 Mitarbeiter. Unser Leistungsspektrum deckt alle Leistungsphasen der HOAI ab. Typologisch widmen wir uns in erster Linie dem Wohnen und Arbeiten, wobei wir immer wieder auch die gesamte Breite der planungs- und baurelevanten Themen im Hochbau abdecken.
BIMSWARM: Seit wann haben Sie sich auf BIM umgestellt und was war Ihre Motivation dabei?
NK: Wir haben etwa 2015 begonnen, unsere Projekte konsequent in 3D zu modellieren und dabei erkannt, dass in dem Gedanken, das Gebäude bereits digital abzubilden, bevor es auf der Baustelle entsteht, viel Potential liegt.
Ob das die höhere Planungssicherheit ist – wenn ich ein Fenster im Grundriss einfüge, dann entsteht es eben automatisch auch in der Ansicht, im Schnitt und in der Fensterliste – , ob das die Mengenermittlung direkt aus dem Modell ist oder die vielfältigen Visualisierungsmöglichkeiten in Bildern oder Videos bis hin zur VR Brille, mit der man sich bereits in frühen Planungsstadien virtuell durch das Gebäude bewegen kann.
BIMSWARM: Wie sind Sie bei der Auswahl der einzusetzen Softwareprogramme vorangegangen? Für welche BIM-Software haben Sie sich entschieden und warum?
NK: Glücklicherweise arbeiten wir von Anfang an mit Archicad und haben somit von Anfang an auf das richtige Pferd gesetzt. Archicad ist ja praktisch die Open BIM Software schlechthin und bietet dem Nutzer einen Riesenbaukasten mit einer großen Auswahl an Werkzeugen, um Projekte ganz individuell auf dem BIM Level zu bearbeiten, der den spezifischen Gegebenheiten entspricht. So konnten wir langsam immer tiefer in das Thema BIM einsteigen und leiten jetzt nicht nur die Pläne aus dem 3D Modell ab, sondern auch Fenster- und Türlisten, Massenermittlungen, Planlisten sowie IFC Modelle, die wir mit den Fachplanern und Bauherren zur Koordination austauschen.

Bildquelle: Michels Architekturbüro GmbH / Luca Abbiento
BIMSWARM: Wie schätzen Sie Ihre Erfahrung mit der BIM-Methode bis jetzt? Welche Mehrwerte konnten Sie damit erreichen?
NK: BIM steht ja für Building Information Modelling. Auch wenn alles damit beginnt, das Gebäude erst einmal in 3D zu modellieren, um es physisch in der virtuellen Welt abzubilden, wird uns jedoch immer deutlicher, dass das „I“ in BIM die zentrale Rolle spielt. Es geht letztendlich um die Verknüpfung von Informationen. Wenn ich ein Fenster mit einem bestimmten Schallschutzwert plane, dann schreibe ich das nicht an den Plan und dann noch einmal in die Fensterliste, sondern ich hänge diese Information einmal als Attribut direkt an das Bauteil „Fenster“ im 3D Modell an. Ich habe somit einmal eine Information eingegeben, die ich in Plänen, Modellansichten, Listen bis hin zu Datenbanken auswerten kann. Und wenn wir es schaffen, die Standards für den IFC Datentransfer noch mehr auszuweiten als es bereits gelungen ist, dann werden diese Informationen über Softwaregrenzen und Lebenszyklusabschnitte hinweg weiter nutzbar sein und tatsächlich einen Digitalen Zwilling des Gebäudes entstehen lassen, welcher über die Lebensdauer des Objektes mitwächst – die Grundidee von BIM.
Der Grundgedanke ist: Hat man einmal saubere virtuelle Gebäudemodelle, die den BIM Standards entsprechen, eröffnen sich eine Vielzahl von Anwendungsfälle, von der Fachplanerkoordination am Modell bis hin zum Auswerten der Material- und Produktdaten des Gebäudes, um dem Eigentümer oder potentiellen Käufer einen Einblick über den materiellen, zirkulären und finanziellen (Rest-)Wert eines Gebäudes sowie seinen CO2-Fußabdruck zu geben. So stellen die digitalen Gebäudedaten einen tatsächlichen Mehrwert dar.
Welcher Anwendungsfall im jeweiligen Projekt sinnvoll und wünschenswert ist, muss mit dem Bauherrn zu Projektbeginn erörtert werden.
Es zeichnet sich jedoch deutlich ab, dass die digitalen Daten eines Gebäudes aufgrund der Vielzahl der teilweise viel später auftretenden Verwendungsmöglichkeiten immer wertvoller werden und es sich schon allein deswegen lohnt, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.
BIMSWARM: Was waren die Hindernisse, die Sie bei der BIM-Einführung überwinden mussten? Wie haben Sie es gemacht?
NK: Die BIM Einführung ist ein Änderungsprozess, der meist im Zusammenspiel mit weiteren Digitalisierungsvorhaben in Unternehmen stattfindet. Kompetenzen müssen erlernt werden, Kapazitäten müssen geschaffen werden, Prozesse und Standards müssen auf den Prüfstand gestellt werden. Hat man einmal die Vorteile erkannt und ist die Geschäftsleitung on Board, ist es hilfreich, Zwischenziele zu definieren und ein kleines Team an Vorreitern zu bilden, das sich mit den Themen beschäftigt und den Weg für alle im Unternehmen mit neuen Prozessen und Standards ebnet.
Denn es ist leider nicht mit der Entwicklung neuer Ideen getan, sie müssen auch von allen Mitarbeitern umgesetzt und gelebt werden.
Hierfür haben wir u.a. eine E-Learning Plattform entwickelt, wo unsere Kollegen jederzeit mit wenigen Klicks unsere Standards und Prozesse in kurzen Lernvideos und Artikeln nachschauen können.
BIMSWARM: Was würden Sie anderen Marktteilnehmern – Auftragnehmern und auch Auftraggebern – die sich noch überlegen ob Sie BIM nutzen sollen, empfehlen?
NK: Einfach mit kleinen Schritten anfangen. Wer bereits eine Software nutzt, sollte schauen, was die Software noch kann. Wo kann man Automatismen erstellen? Automatismen helfen uns, unsere Arbeit schneller und fehlerfreier zu tun.
Speziell für die Bearbeitung von BIM Projekten sollte die Software über eine IFC Schnittstelle verfügen. Hier gibt es auf der Webseite von buildingSMART eine Übersicht über die IFC Tauglichkeit von verschiedenen Softwareanbietern.
Generell geht der Zukunftstrend hin zu cloudbasierten Systemen, wo ich also mit einer Internetverbindung von überall Zugang zu den Daten habe, sowie die Notwendigkeit, mit mehreren Softwareprodukten zu arbeiten. Hier sollte man das Thema der offenen Schnittstellen immer im Auge behalten.
Es gibt mittlerweile unzählige Digitale Events, Webinare sowie Seiten in den sozialen Medien, wo man in Informations- und Erfahrungsaustausch treten kann. Es lohnt sich, die Zeit für Recherchen zu investieren und Veränderungen nicht als Gefahr, sondern als Chance zu sehen.
BIMSWARM: Vielen Dank, liebe Nancy Knott, für die wertvollen Impulse und weiterhin viel Erfolg mit BIM!
Haben Sie eine eigene BIM-Story, die Sie mit anderen Markteilnehmern teilen würden? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme über contact@bimswarm.de !
Ihr BIMSWARM-Team