BIM-Story

BIM bei der Bauausführung – Brüninghoff/Plansite: „Es geht darum, Informationen intelligent zu verdichten.“

Marko Röschenkemper
Bildquelle: Brüninghoff

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Bildquelle: Brüninghoff

CBR Visualisierung
Bildquelle: Brüninghoff

Bei BIMSWARM stellen wir gerne verschiedene BIM-Nutzer und deren Erfahrungen mit der BIM-Methode der BIM-Community vor. Unsere Ansprechpartner teilen dadurch ihre Erkenntnisse über mögliche Ansätze im Bereich BIM und Digitalisierung und helfen weiteren Markteilnehmern dabei, die BIM-Einführung in ihren Organisationen und Projekten noch besser umzusetzen.

Wir hören nicht selten, dass Bauunternehmen kein BIM brauchen – warum auch immer. Umso mehr freuen wir uns heute, die BIM-Story vom Bauunternehmen Brüninghoff vorzustellen. Wir haben mit Marko Röschenkemper, BIM Management – Teamleitung vom Bauunternehmen Brüninghoff gesprochen, um zu erfahren, wie seine Firma die BIM-Methode umsetzt und was andere Teilnehmer von seinen Erfahrungen lernen können. Aus diesem Gespräch  wird uns verständlich, wie ein mittelständisches Bauunternehmen über BIM nachdenkt und welche Ansätze vor allem hilfreich sind.

BIMSWARM: Beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen. Seit wann sind Sie auf dem Markt? Wie viele Mitarbeiter und welche Standorte haben Sie? Was sind Ihre Tätigkeitsschwerpunkte?

Brüninghoff ist ein vielseitig aufgestelltes Bauunternehmen mit eigenen Produktionen für Bauelemente aus Holz, Beton, Stahl und Aluminium. Gegründet wurde die mittelständisch geprägte Unternehmensgruppe vor über 45 Jahren. Der Hauptsitz befindet sich im münsterländischen Heiden. Weitere Niederlassungen sind an den Standorten Hamburg, Niemberg, Villingen-Schwenningen, Münster und Almelo, Niederlande, beheimatet. Insgesamt umfasst die Gruppe über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese realisieren europaweit rund 160 Bauprojekte im Jahr.

Brüninghoff ist Pionier im Bereich der Hybridbauweise und kann hier auf zahlreiche abgeschlossene Projekte blicken. Bei der Planung gehen wir generell sehr ausführungsorientiert vor und setzen auch in der Zusammenarbeit mit Planern, Architekten und ausführenden Betrieben konsequent auf BIM.

Im Mai dieses Jahres wurde der Bereich der integralen Planung in eine eigene Gesellschaft – der Plansite – ausgegliedert. Damit werden Leistungen wie Gebäude- und Tragwerksplanung, technische Gebäudeausrüstung, BIM-Management und Projektsteuerung autark positioniert. Das Unternehmen baut die Planungskompetenz, die seit jeher bei Brüninghoff verankert ist, marktorientiert weiter aus und trägt sie als eigenes Leistungsfeld noch stärker nach außen. Damit trennen wir die Leistungsphasen eins bis fünf der Planung ab – das sorgt bei Investoren und Bauherren für mehr Transparenz und steigert die Flexibilität in der Vergabe. Alle Leistungsfelder der Planung sind dabei unter einem Dach vereint. Das erleichtert das Schnittstellenmanagement – auch komplexer Projekte im Rahmen der Generalplanung. Dabei führt Plansite das materialunabhängige Denken der Unternehmensgruppe fort.

BIMSWARM: Was war Ihre Motivation, sich auf die BIM-Methode umzustellen? Welche Ziele setzen Sie für sich dabei?

Im ersten Schritt standen der klassische Anwendungsfall, Kostenschätzung und Kostenberechnung im Fokus. Dabei zielten wir vor allem darauf ab, in den frühen Leistungsphasen preissichere Angebote legen zu können – und das mit geringem zeitlichem Aufwand. Wir stellten nach einiger Zeit fest, dass aufgrund unserer Unternehmensstruktur die Koordination und die modellgestützte Kommunikation aller am Projekt Beteiligten für uns einen großen Mehrwert bietet. Daher wurde uns der Modellzugriff aller Projetbeteiligten sehr wichtig. Von der Planung über die Produktion, Montage bis zum Auftraggeber, hat jeder Modellzugriff und kann je nach Rolle im Projekt die entsprechenden Informationen abrufen und weiter nutzen.

BIMSWARM: Wo befinden Sie sich aktuell im BIM-Einführungsprozess?

Mit der Einführung der Planungsmethode haben wir vor über zehn Jahren begonnen. Heute werden die Daten aus zehn eigenen Autoren-Systemen sowie den Quellen externer Planungspartner in einem Open BIM-System genutzt. Die jeweiligen Projekte werden über alle Lebenszyklusphasen im System gepflegt.

Wir befinden uns somit nicht mehr in der Einführungs-, sondern eher in einer Phase der ständigen Optimierung und Weiterentwicklung. Dazu zählt dann auch die Anschaffung zusätzlicher Tools, die den Informationsfluss aus der Planung zur Baustelle und umgekehrt weiter verbessern. Diese Anforderungen – BIM to Field beziehungsweise Field to BIM – werden durch eine Total-Messstation oder durch Punktwolken eines 3D-Laserscanners gelöst und sind Teil unseres Arbeitsalltags geworden.

BIMSWARM: Welche Möglichkeiten sehen Sie in der Zukunft durch BIM?

Zukünftig wird es vor allem wichtig sein, wie vorhandene Daten vernetzt und für Projekte genutzt werden können. Die Informationen vergangener Projekte dienen dann als Basis, um einen möglichst genauen Forecast zu erstellen. Dabei muss zunächst natürlich erst einmal definiert werden, welche Daten und welche Veränderungen im Zeitverlauf berücksichtigt werden müssen. Es geht also jetzt darum, Informationen intelligent zu verdichten. Idealerweise entsteht ein System, in dem automatisch aktuelles Wissen einfließt und dies bereits für das nächste Bauvorhaben genutzt wird. Mittels künstlicher Intelligenz kann so die Prognosefähigkeit deutlich verbessert werden. Der manuelle Aufwand bei der Planung eines Projektes und damit die Fehleranfälligkeit sowie Ungenauigkeiten werden dadurch deutlich reduziert – und das bereits in der Angebotsphase. Ein weiterer Mehrwert, der nur selten ausgeschöpft wird, ist die bestehenden BIM Daten in die Betriebsphase für die Bewirtschaftung und den Erhalt der Immobilien zu überführen. Brüninghoff durfte diese Anforderung bereits mehrfach umsetzten. Leider sind vielen Auftraggebern diese Vorteile nicht ausreichend bewusst.

BIMSWARM: Welche Mehrwerte konnten Sie als Bauunternehmen durch die Anwendung der modellbasierten Arbeit erreichen?

Zum einen eröffnet BIM die Chance, dass Planungsfehler bereits vorab lokalisiert und nicht mehr auf der Baustelle behoben werden müssen. Das gemeinsame, gewerkeübergreifende Arbeiten wird somit erleichtert. Diese Daten sind für alle Projektbeteiligten einsehbar – und mehrfach nutzbar. Zudem lassen sich logistische Prozesse leichter digital planen und steuern. Im BIM-Modell sind Verknüpfungen mit der virtuellen Bauakte und beispielsweise Abnahmeprotokolle vorhanden. Für die Disposition bedeutet das: Die terminliche Planung, die Arbeitsvorbereitung, Produktion und Logistik werden erleichtert. Aus dem Modell lassen sich Bestelllisten für die Arbeitsvorbereitung exportieren. Einzelne Bauteile und ihr Status können im Modell ermittelt werden. Da Brüninghoff alle Projekte mit Soll- und Ist-Daten aus dem Terminplan verknüpft, wird ein projektübergreifendes Ressourcenmanagement ermöglicht. Im Idealfall bietet das Modell eine Übersicht aller Bauteile sowie Bauteiltypen, Räume, Materialien, Massen, Kosten, terminliche Abfolge und Arbeitsvorgänge. Außer räumlicher Dimensionen werden somit auch Zeit und Kosten integriert. Terminplanänderungen aus der virtuellen Bauakte werden ins BIM-Modell gemeldet, die dadurch geänderten Montage-Listen werden vom BIM-Modell automatisch in die virtuelle Bauakte übertragen. Daraus folgt dann die Planung der Produktion.

BIMSWARM: Was sind aus Ihrer Sicht die möglichen Hindernisse, die bei der BIM-Einführung vermieden ggf. überwunden werden sollen?

Oftmals wird von einem zu hohen Detailierungsgrad ausgegangen – auch wenn dieser gar nicht gefordert ist. Die Menge an Informationen im Modell wirkt dann eher abschreckend. Auf der anderen Seite werden die Vorteile der hohen Informationsdichte eines BIM-Modells auch oft verkannt und die teils kostspielige Software nur als eine Art virtuelles 2D-Zeichenbrett genutzt. Die eingegebenen Informationen bleiben dadurch für die nachfolgenden Projektphasen und Prozesse ungenutzt. Meist profitieren Bauunternehmen auch nicht unmittelbar, sondern erst mittelfristig von einer Umstellung auf BIM. Bei hoher Auslastung und unter Zeitdruck führt dies oftmals dazu, dass nicht konsequent im BIM-Modell gearbeitet wird. Die Prioritäten verschieben sich im Alltag – und die Umstellung dauert damit länger als eventuell geplant. Lösen kann man dies beispielsweise über spezielle BIM-Abteilungen oder -Verantwortliche, die den Prozess der Einführung steuern und dauerhaft begleiten. Dafür müssen dann Kapazitäten geschaffen werden – mittelfristig werden durch mehrfach nutzbare Informationen jedoch Kapazitäten an anderen Stellen frei.

BIMSWARM: Was empfehlen Sie anderen Marktteilnehmern, insbesondere aus dem Bauausführungsbereich, die sich noch überlegen, ob Sie mit BIM zu arbeiten anfangen sollten?

Die Akzeptanz im Team ist groß, wenn die Mitarbeiter bei der Einführung mitgenommen werden. Ideal ist ein interaktiver Prozess, bei dem Ideen und Wünsche der Mitarbeiter einbezogen und bestehende Abläufe aufgenommen werden. Auch lässt sich oftmals bereits vorhandene Software nutzen. Projekte sollten in klare Teilbereiche gegliedert werden, um überschaubare Aufgabenpakete zu schaffen. Auch sollten Detailierungsgrad und Anforderungen definiert werden. Bei Plansite und Brüninghoff verfolgen wir einen klar definierten BIM-Masterplan mit unternehmensübergreifenden, einheitlichen Attributen, Strukturen und Konventionen – das erleichtert den Arbeitsalltag erheblich.

BIMSWARM: Vielen Dank, Marko Röschenkemper, für Ihren wertvollen Beitrag und für das Teilen Ihrer Erkenntnisse mit der BIMSWARM-Community! Weiterhin viel Erfolg mit BIM!

 

Haben Sie eine eigene BIM-Story, die Sie mit anderen Markteilnehmern teilen würden? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme über contact@bimswarm.de !

Ihr BIMSWARM-Team