Ralf Golinski, Build-Ing: „Die Geschehnisse in einer beschleunigten Entwicklung zu erläutern, einzuordnen und besser gezielt zugänglich zu machen.“

BIMSWARM kooperiert bereits seit einigen Jahren mit der Fachzeitschrift für das digitale Planen, Bauen und Betreiben „Build-Ing.“, welche von der Huss-Medien GmbH herausgegeben wird. 

Dazu sind wir immer auch in Austausch mit deren Chefredakteur Ralf Golinski (RG) zu aktuellen Entwicklungen gerade in Deutschland. Jetzt haben wir wieder einmal nachgefragt.

BIMSWARM: Welches sind denn in 2024 die wichtigsten Trends und Themen, die seitens der Redaktion beobachtet und aufgegriffen werden.

RG: Das wohl bedeutendste Thema, mit dem sich die Branche beschäftigt, ist die mögliche Unterstützung durch KI-Anwendungen im Bauwesen. Für die Entwicklung von Software oder etwa in der Instandhaltung ist die Nutzung von KI ja nicht neu. Doch mit dem Aufkommen von ChatGPT oder Gemini kommt KI auch an Schreibtischen von Planern, bei den Betrieben auf der Baustelle oder auch im Facility Management an. Viele Büros und Betriebe wollen wissen, welches Nutzenpotential sich ihnen mit KI eröffnen könnte. Das ist natürlich auch redaktionell von großer Bedeutung.

BIMSWARM: Welche KI-Anwendungen haben Sie denn beispielsweise vor Augen?

RG: Mir fallen sofort Ergebnisse aus dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt BIMKIT ein, etwa für das Infrastrukturmanagement und den Hochbau. Da geht es u.a. um Optimierungen der Abbruchsplanung oder der Instandsetzung von Lärmschutzwänden. Im Hochbau stehen zukünftig Anwendungen zur Verfügung, mit denen die Wartung technischer Gebäudeausrüstung optimiert werden kann – insbesondere auch z.B. beim Brandschutz. Auch kann dank KI der Flächennutzungsgrad verbessert werden und Energieverbräuche lassen sich besser reduzieren.

Oder auf der Baustelle: KI kann bekanntlich Muster in vorgegebenen Abläufen und Prozessen erkennen und diese optimieren. Baustellen gleichen zwar industriellen Produktionen, doch am Ende entstehen Unikate und nicht Massenprodukte. Wegen der klaren Abfolgen aber kann mit KI der Ablauf von Gewerken optimiert werden. Und das gilt auch für die gesamte Logistik auf der Baustelle.

Und nicht zuletzt nochmal zum Facility Management: Seit vielen Jahren unterstützen CAFM- und IWMS-Systeme das operative und strategische Facility Management auch mit Reports. Das gilt beispielweise für Portfolios, für Performance oder auch für Workplace-Management. In Abhängigkeit von eingesetzten Modulen und der jeweiligen Datenlage lassen sich Reports für alle Prozesse erstellen, beispielsweise für Flächenverwaltung, -belegung und -planung; Inventarverwaltung, Service-Desks oder Instandhaltung; auch Zustandsbewertung, Compliance und Verträge werden intensiv unterstützt und nicht zuletzt das Umwelt- und Risikomanagement.

Schon im Rahmen dieses herkömmlichen Reportings wird erheblicher Nutzen generiert, heißt es dazu in einem bei Build-Ing. jüngst veröffentlichten Artikel zu einem ARHIBUS KI-Whitepaper so passend beschrieben: Viele detaillierte Kennzahlen werden erzeugt. Zwar hat jede einzeln für sich ihre Aussagekraft, doch für eine prozessübergreifende Auswertung und strategische Steuerung ist diese herkömmliche Art nur bedingt geeignet. Informationen zu Flächen ohne die Angaben zu Personen und zu Nutzungsintensitäten sind eher irrelevant – ebenso wie Tickets ohne Zuordnung zu den Assets, den Kosten, den Verträgen und oder den Verfügbarkeiten. Doch nun hat sich ein neues Potenzial für strategisches Reporting eröffnet, das Reporting wird bereits jetzt revolutioniert.  

BIMSWARM: Was aber ist mit BIM? Wird diese Methode weiter im Fokus bleiben?

RG: Gewiss ist es so! Ich erhalte immer wieder hoch interessante und erstklassige Vorschläge von Firmen bzw. Autoren, die mir und unseren Lesern von Beispielen berichten möchten, in denen sie mit BIM vielfach spürbaren Nutzen nachgewiesen haben. Und doch bin ich erstaunt: Fast neun Jahre nach Veröffentlichung des Digitalen Stufenplans durch das seinerzeitige Bundesverkehrsministerium und der Auslösung eines BIM-Trends ist der Einsatz von BIM noch immer keine Selbstverständlichkeit in den Ausschreibungen. Vielleicht sollten wir in Deutschland über eine strengere BIM-Pflicht nachdenken.

abc

Zu den Themen, die uns aber auch weiterhin beschäftigen werden, zählen immer auch die Aus- und Weiterbildung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels einerseits und wachsenden Anforderungen an die Branchenteilnehmer. Neugierig ist unsere Leserschaft auch auf die Weiterentwicklung der politischen und institutionellen Leitplanken, also Gesetze, Standards und Normen. An dieser Stelle erleben wir ja gerade die Diskussion, wie Vorgaben verringert werden könnten, um etwa Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und die Betriebe auch generell zu entlasten. Dazu hatte ich übrigens ein hoch interessantes Interview mit DIN veröffentlicht. Alles, was wir mit IT und Methodik für einen besseren Klimaschutz tun können, bleibt Thema - auch hier gibt es sehr überzeugende neue Lösungen mit Blick auf die Erstellung von Ökobilanzen etwa. Stärker in den Themenfokus rücken auch Aspekte zu Changemanagement, Leanmanagement und Cyber-Sicherheit.

So heterogen das Bauwesen ist und so vielfältig die Herausforderungen auch sind: Es ist kaum möglich, sich einen Überblick über die ganze Vielfalt an Lösungen und die große Dynamik zu verschaffen, mit der die Branchenteilnehmer immer wieder einfallsreich und bewährt agieren. Auch deswegen ist ja so bedeutend, dass BIMSWARM hier mit Struktur, Merkmalen und Filtern Orientierung gibt.

BIMSWARM: Welche Schwerpunkte sehen Sie denn für die Kooperation mit BIMSWARM in 2024 und darüber hinaus?

RG: Unsere Kooperation hat sich schon in den zurückliegenden Jahren bewährt. BIMSWARM und die Build-Ing. ergänzen sich mit derselben Absicht: Die Geschehnisse in einer beschleunigten Entwicklung zu erläutern, einzuordnen und besser gezielt zugänglich zu machen – hier mit dem Marktplatz, dort mit Publikationen, da mit gemeinsamen Events.

Deswegen sind mir immer auch Themenvorschläge von BIMSWARM-Mitgliedern willkommen und ich freue mich über die Moderationsmöglichkeiten bei den wirklich sehr spannenden Webinaren BIMSWARM-Treffs.

BIMSWARM: Vielen Dank, Ralf Golinski, für das Interview und für die impulsreichen Insights!